Historischer Spaziergang durch Britzingen
Leicht
Lernen Sie den historischen Winzerort Britzingen bei einem Spaziergang durch den Ortskern besser kennen.
Details der Tour
Empfohlene Jahreszeit
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Beschreibung
Siedlungsgeschichte
Britzingen war bereits in der römischen Zeit besiedelt. 773 wurde der Ort erstmals erwähnt und geht als "-ingen"-Ort auf eine Gründung in allemannischer Zeit zurück. Britzingen gehörte zur Herrschaft Badenweiler und war Sitz einer der Badenweiler Vogteien. Die Vogtei Britzingen, mit Dattingen und Muggardt, gelangte über die Welfen und die Staufer an die Grafen von Freiburg. Ab 1337 ging ein Teil Britzingens, darunter der Kirchensatz, an die Herren von Neuenfels. Deren Stammburg lag süd-östlich des Ortes. Im dreißigjährigen Krieg gab es geringe Schäden. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts führten französische Übergriffe zu Zerstörungen.
Kirchengeschichte
Britzingen Unterstand zuerst dem Kloster St. Georgen. Ein erster leutpriester wurde 1262 in Britzingen erwähnt. Ab dem 14. Jahrhundert bekam der Johanniterorden Güterbesitz in Britzingen und kaufte 1349 den Dinghof, den Zehnten und den Kirchsatz. Sie besaßen in der Vogtei Britzingen das Kirchengut und übernahmen die Baupflicht an Kirche und Pfarrhaus. 1556 kam die Reformation in die Markgrafschaft Baden. Trotz Bedenken der Johanniter wurde die Britzinger Bevölkerung reformiert.
Die historische Ortsstruktur
Britzingen präsentiert sich heute als stark verdichtetes Haufendorf im Altsiedelland. Von der Pfarrkirche und dem Pfarrhof aus erstreckt es sich in westliche und südliche Richtung entlang der Markgräflerstraße
und parallel zum Ehebach. Im Ortskern stehen meist ein- und zweigeschossige, überwiegend giebelständige Gebäude, oft mit Satteldächern und vereinzelt mit Walmdächern. Bei den oft jüngeren
Gebäuden an den Ortsrändern (18./19. Jh.) herrscht eine traufständige
Stellung vor. Sondergebäude wie das Rathaus und die Gasthäuser stehen traufständig zur Straße.
Entlang der Hauptachse, der Markgräflerstraße, stehen die zwei straßenbildbestimmenden Gasthäuser »Hirschen« und »Zur
Krone«. Prägend sind auch die stattlichen bäuerlichen Hofanlagen im Ortskern. Die Anlagen haben ein straßenseitiges Wohnhaus und rückwärtig gelegene Ökonomieund Nebengebäude.
In Britzingen haben sich weite Bereiche der historischen Ortsränder erhalten. In südlicher und westlicher Richtung hat sich der Ort kaum über seinen historischen Ortsetter hinaus entwickelt. Erste Ortserweiterungen
fanden im späten 19. Jahrhundert statt und brachten neue Wohngebiete
im Norden des Ortskerns.
Wegbeschreibung
1. Kronenbrunnen (Markgräflerstr. 32)
Laufbrunnen, achteckiger Trog aus Sandstein, kugelbetonter Brunnenstock (zweite Hälfte des 18.Jh.) mit dem Wappen Badens.
Bis zum Bau einer Wasserleitung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Brunnen ein wichtiger Teil der Wasserversorgung.
2. Gasthaus "zur Krone" (Rosenbergstr. 8)
Traufständig, zweigeschossig, Ecke Rebbergstraße/Markgräflerstraße, zwei Dachgeschosse, Satteldach, schmiedeeisener Wirtshausausleger mit Krone, südöstlich eingeschossiger Saalanbau mit Walmdach, Inschrift am Obergeschoss "1498" (steht nicht mit dem aktuellen Gebäude in Zusammenhang). Nordöstlich eine Scheune massiv gemauert und verputzt mit vermauertem Torbogen. Inschrift "1763". Das Gasthaus prägt das Ortsbild und liegt in der Sichtachse der Markgräflerstraße.
3. Evangelische Pfarrkirche Johannes (Zehntweg 4)
Pfarrkirche mit Kirchhofmauer · leicht erhöhte
Lage · einschiffige Hallenkirche · hölzerne Flachdecke · Querhaus · Westturm · Turm aus 13. Jh. · Glockengeschoss im Turm mit gekuppelten Maßwerkfenster durchbrochen · Chor mit 3/8- Schluss aus 14. Jh. · Langhaus aus 15. Jh. · Querhaus 1906 in neugotischen Formen angefügt ·
Querarme gegenüber dem Langhaus durch jeweils zwei spitzbogige Arkaden auf runder Mittelstütze abgeschieden · spätgotische Tür an der Nordseite führt zur Sakristei · Außenwände mit mehreren Epitaphien des 16. bis 18. Jh. 1262 urkundlich erwähnt · eine Nachricht von 1468 zeigt das Patronat der Kirche: »ecclesia parrochialis santi Sebastiani«. In der Kirche hängt ein Wandbehang mit biblischen Motiven, der 1986 vom Frauenkreis der Kirchengemeinde erstellt wurde.
4. Ehemaliges Postamt (Rebbergstraße 6)
Wohnhaus · eingeschossig · hohes Kellergeschoss · zwei Dachgeschosse · Satteldach · außenliegender Treppenaufgang über rundbogigem Kellertor · 18./19. Jh.
5. Rathaus · ehemaliges Schulhaus (Zehntweg 3)
Zweigeschossig · Walmdach · risalitartigem Treppenhaus · frühes 19. Jh. · 1883 aufgestockt · 1883-1965 war die Schule im Erdgeschoss. Heute sitzt dort die Ortsverwaltung
6. ehemalige Zehntscheune (Zehntweg 3)
Nordöstlich vom Rathaus · mit Toreinfahrten · Satteldach mit Dachreiter · Inschrift in einem Torbalken »1546« · 18. und 20. Jh. Heute sind dort die Freiwillige Feuerwehr und der Bauhof untergebracht.
7. Pfarrhaus · Waschhaus · Pfarrscheune (Zehntweg 4)
Zweigeschossig · hohes Kellergeschoss · Walmdach · außenliegender Treppenaufgang · rundbogiges Kellertor · Inschrift im Türsturz »1742« und das Johanniter-Kreuz. Kleines Waschhaus · Walmdach · Schleppgaube · Inschrift im Türsturz »1731«. Östlich eine Pfarrscheune · teils fachwerksichtig · mit großer Toreinfahrt · Satteldach · 18. Jh. Im Pfarrhof ein gusseiserner Pumpbrunnen mit steinernem Trog · »1825« · nordöstlich
der ehemalige Pfarrgarten. Das Pfarrhaus brannte 1553 ab und wurde
über älteren Grundmauern neu errichtet.
8. Vierseitgehöft (Kaffeegasse 5)
Traufständig · zweigeschossig · hohes Kellergeschoss · gegliederte Straßenfassade mit Lisenen und Gesimsbändern · Maske am Dachansatz · rundbogige Hofdurchfahrt in Mittelachse · rundbogiges Kellertor · außenliegender Treppenaufgang · zwei Dachgeschosse · Satteldach · Inschrift über Hofdurchfahrt »1789 AM F« · Steinmetz-Zeichen und Initialien »G F«.
9. Schachtbrunnen · Haus Nr. 7 (Sonnhole)
Ziehbrunnen · runder Brunnenschacht · massiv gemauert · moderne Überdachung 18./19. Jh.
10. Gasthaus »Hirschen« · mit Scheune (Markgräfler Straße 22)
Zweigeschossig · Öffnungsgewände aus Buntsandstein · fachwerksichtiges Zierfeld im Giebel · zwei Dachgeschosse · Satteldach · Schleppgauben · schmiedeeiserner Wirtshausausleger mit Hirsch.
Scheune · giebelständig · teils fachwerksichtig · backsteinsichtiges Ortgang-Zierband · traufseitige große Rundbogen-Toreinfahrt · Satteldach · Inschrift im Rundbogentor »17 H D 85«.
11. Ehemaliges Gasthaus »Zum Anker« (Markgräflerstraße 20)
Zweigeschossig · hohes Kellergeschoss · zwei Dachgeschosse · Satteldach · Schleppgauben · außenliegender Treppenaufgang über rundbogigem Kellertor · schmiedeeisernes Treppengeländer mit Anker als Symbol · Inschrift im Türsturz »CH 1786 BB«. »Zum Anker« war der älteste Gasthof des Ortes (1698 erwähnt). Markgräflerstraße 35
12. Oberer Ehebachbrunnen · (Ehebachstraße 1)
Laufbrunnen · rechteckiger Trog aus rotem Buntsandstein · kugelbekrönter Brunnenstock · 2. Hälfte 18. Jh. · Brunnenstock teilweise erneuert. Im Zuge des Straßenbaus wurde der Brunnen abgebaut und an den heutigen Platz verlegt. Aus Platzgründen musste der vorhandene Trog durch einen rechteckigen ersetzt werden. Der Brunnenstock wurde wieder verwendet.
13. Ehebachstraße 2
In diesem Anwesen befand sich vormals der »Kolonialwarenladen Axtmann« und danach ein Frisörsalon. Heute ist es ein Wohnhaus.
14. Unterer Ehebachbrunnen · (Ehebachstraße 14)
Laufbrunnen · achteckiger Trog aus Sandstein · kugelbekrönter Brunnenstock mit Wappen der Herrschaft Badenweiler · Inschrift »1771«.
15. Dreiseitgehöft (Ehebachstraße 20)
Hofanlage · Form eines Dreiseitgehöfts · leichte Hanglage · Wohnhaus · traufständig · zweigeschossig · hohes Kellergeschoss · Dachgeschoss mit Spitzboden · Satteldach mit einseitiger, westlicher Abwalmung · 16. Jh.
Scheune · Satteldach · traufseitige Toreinfahrt · Brennhaus · eingeschossig · Satteldach. Eine massive Hofmauer fasst das Gehöft ein. Das als »Haus Jenne« und »Neuenfelser Haus« bekannte Anwesen wurde vom Eigentümer aufwändig saniert.
16. Markgräflerstraße 35
Zweigeschossig · Dachgeschossgiebel verputztes Fachwerk · drei Dachgeschosse · Satteldach · schmaler, zweigeschossiger Anbau mit Dachgeschoss · 17. Jh. · Inschrift am rundbogigen Kellertor »1748«. In dem Haus war die »Handlung Hieber« (später Hugo Frey) mit Handelswaren, Lebensmitteln, Post- und Telegrafendienst.
17. Dreiseitgehöft (Markgräflerstraße 33)
Eingeschossig · hohes Kellergeschoss · zwei Dachgeschosse · Satteldach · großer Zwerchgiebel · außenliegender Treppenaufgang · rundbogiges Kellertor · Inschrift am Keller-Türsturz »17 C D M B W 85«.
Scheune · großes Rundbogentor · Satteldach · Torhaus · große korbbogige Hofdurchfahrt · Inschrift »J D F B K B T 1799«. Das »Engler-Anwesen« wurde ab 2010 von der Dorfgemeinschaft saniert. Heute sind hier der Dorfladen und das Dorfgemeinschaftshaus untergebracht.