Kloster Rheintal
Das Zisterzienserinnenkloster "Rintel"
in Feldberg-Rheintal
Zwischen Feldberg und Lipburg, am uralten Weg nach Badenweiler, liegt in einem reizenden, abgelegenen Tal der Feldberger Weiler Rheintal. Im Volksmund wird Rheintal heute, wie auch schon vor 1200 Jahren, "Rintel" genannt, was eine Bezeichnung des Baches, des "Rinnsals" oder auch "Rinntals", der durch Rheintal fließt, gewesen sein könnte.
Beschreibung
Man mag nicht vermuten, dass hier vor beinahe 800 Jahren ein Nonnenkloster des Zisterzienserordens entstand. Die schriftlichen Zeugnisse zum Frauenkloster in Rheintal sind allerdings spärlich. So lässt sich das genaue Entstehungsdatum aufgrund der schlechten Quellenlage nicht ermitteln.
Belegt ist, dass im Jahre 1245 eine päpstliche Bulle dem Kloster Rheintal "Besitzungen worauf Kloster und Kirche stehen mit allem Zubehör" zuspricht. In dieser feierlichen und mit Siegel versehenen Urkunde der katholischen Kirche, garantiert Papst lnnozenz IV dem Kloster in Rheintal umfangreiche Besitzungen, Höfe und Leibeigene zwischen Schliengen und Freiburg. Man kann davon ausgehen, dass es um die finanzielle Situation des Klosters gut bestellt war, da die Äbtissin Hedwig dem Grafen Konrad von Freiburg, aus dem Geschlecht der Zähringer, scheinbar viel Geld geliehen hat. Aus Dankbarkeit schenkte dieser dem Kloster im Jahre 1255 ein Grundstück südlich des damalig en Müllheims. Die Zisterzienserinnen konnten so aus dem abgelegenen Tal heraus, und gleichzeitig unter den Schutz der Festung Neuenburg gestellt werden. Im Laufe der Geschichte musste auch dieser Standort wieder aufgegeben werden. Lediglich der Flurname "Klosterruns " verweist noch auf das einstige Zisterzienserinnenkloster in Müllheim.
Das "Alt-Rheintaler Kloster", wie der Besitz nach dem Weggang der Zisterzienserinnen genannt wurde, hat im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte mehrfach den Besitzer gewechselt bis es, bedingt durch die Reformation und Auseinandersetzungen der Pächter, immer mehr ver- fiel. Heute zeugen nur noch wenige verschüttete Mauerreste, sowie ein Fenstersturz von der Existenz des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters in Rheintal.
Der Zisterzienserorden
Seinen Anfang nimmt der Zisterzienserorden im Jahre 1098 in der Saône-Ebene, südlich von Dijon und ist im Wesentlichen als Reform des Benediktinerordens gedacht. Die in der ganzen Christenheit berühmte Benediktinerabtei Cluny im französischen Burgund machte mehr durch ihren Reichtum und ihre Prachtentfaltung von sich reden als durch ihre religiöse Arbeit. Die ursprüngliche, einfache Lebensweise der Benediktiner "Ora et Iabora - Lebe und arbeite" trat im Laufe der Zeit immer weiter in den Hintergrund. Der Benediktinermönch Robert von Molesme gründet daraufhin den neuen, zentralistisch organisierten Orden der Zisterzienser.
Als kontemplativer Orden wollen die Zisterzienser ein äußerlich zweckfreies Leben führen, um frei zu sein für ihre Suche nach Gott. Streng nach den Ordensregeln wollen sie ausschließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. Einnahmen aus Verpachtungen oder die Erhebung eines Zehnten lehnen sie ab. Die Abgeschiedenheit von der Welt und eine einfache Lebensweise sind die Grundideale der Reformgruppe, die ihnen zu hohem Ansehen verhilft.
Die Ordensgründung fällt in die Zeit des Hochmittelalters, in der die Bevölkerung stark wächst. Wirtschaft, Handel und Verkehr werden neu belebt, was auf ein milderes und trockeneres Klima, einer Verbesserung der Anbaumethoden und eine Steigerung und Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion zurückzuführen ist. Das 11. und 12. Jahrhundert ist gleichzeitig geprägt durch eine Verchristlichung des Abendlandes. Die Religion wird von immer mehr Menschen intensiv erfahren. Innerhalb der Kirche entfalten sich neue Strömungen und Initiativen; es kommt zu Kreuzzügen und radikalen Armutsbewegungen, die dem Glauben und der Lebensführung nach dem Evangelium entsprechen. So erlebt auch d er Zisterzienserorden im 12. und 13. Jahrhundert seine Blütezeit. Mit Hunderten von Niederlassungen gilt die zisterziensische Bewegung als eine d er bedeutendsten geistig -religiösen Phänomene dieser Zeit.
In den 1230er Jahren setzt eine Gründungswelle von Frauenklöstern ein, die von den Zisterziensern nur nach anfänglichem Zögern in ihren Orden aufgenommen werden. Die Nonnen unterliegen einer viel strengeren Klausur als die Mönche. Zwar sind die Nonnenkonvente, anders als die Mönchskloster, auf die Arbeit anderer und auf die Einkünfte aus ihrem Vermögen angewiesen, die Klausur als geistlich-asketisches Gebot verweist die Klosterfrauen auf eine innere, verschwiegenere Lebensform. Die Abgeschiedenheit des Klosters Rheintal ist ein idealer Standort für ein beständiges Leben in Klausur.
Auf die Blütezeit des Ordens im Hochmittelalter folgt ein Nachlassen der Ordensgründungen. Der hohe Anteil an Laienbrüder, der Hundertjährige Krieg in Frankreich, die Hussitenkriege, die Pestzüge und nicht zuletzt die Reformation führten zu erheblichem Rückgang. In der heutigen Zeit konzentrieren sich die Zisterzienser, neben ihrer geistig-religiösen Arbeit auf den schulischen und im eingeschränkteren Maße auf den missionarischen Bereich.
Eine kleine Gemeinde besinnt sich auf eine großeerstaunliche Tradition
Die Erinnerung an das Frauenkloster in Feldberg -Rheintal wachzuhalten, war Anliegen einiger Feldberger und Müllheimer Bürgerinnen und Bürger. Nachdem Hermann Waldkirch aus Rheintal bereits 1994 den Anstoß für die Aufstellung eines mit Spenden und freiwilligen Leistungen der Bürger finanzierten "Klosterbrunnens" gegeben hatte, setzte er sich 1997 dafür ein, dass dem Brunnen ein hölzerner Glockenturm zur Seite gestellt wird. Ein weiteres Erinnerungszeichen am Platz des ehemaligen Klosters.
Der Baustoff Holz entspricht der Idee von der Einfachheit und Bescheidenheit der Zisterzienser. Die Form eines zum Himmel weisenden Turms erinnert an den Wunsch der Zisterzienser, dass der Blick der Menschen nicht den irdischen Dingen allein verhaftet bleibt. Die Glocke teilt die Zeit ein, ist aber auch Ausdruck der Gemeinschaft und des Friedens. Gerade in der heutigen Zeit gewinnt die Besinnung der Zisterzienser auf das einfache Leben wieder neue Aktualität und findet in einem hölzernen Glockenturm seinen sichtbaren Ausdruck.
Die Bewohner Rheintals sprachen sich 1998 für die Errichtung des Glockenturms aus. Durch die begonnene Initiative und großes privates Engagement konnten umfangreiche Spenden gesammelt werden, um den Glockenturm als Denkmal zu realisieren. Unterstützung erfuhr das Projekt auch durch die Stadt Müllheim, Bürgermeister i. R. Hans Peter Sänger. Stadtbaumeister Rudi Saumer und besonders durch den Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Müllheim, Franz Doleschal. Im Mai 1999 wurde der Glockenturm feierlich eingeweiht.
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