Jägerdenkmal Müllheim
Beschreibung
Die ersten beiden Toten des ersten Weltkriegs
Am Vormittag des 2. August 1914 starb der 22-jährige Albert Mayer, Leutnant im fünften Jäger-Regiment zu Pferde, einem Kavallerieverband der Preußischen Armee, bei einem Aufklärungsritt von Mulhouse über die französische Grenze auf der Landstraße 400 Meter von dem kleinen Weiler Joncherey bei Delle entfernt. Er war der erste Tote des ersten Weltkriegs auf deutscher Seite. Einen Tag später erklärte Deutschland Frankreich den Krieg. Vor seinem Tod hatte Mayer einen Soldaten des Wachpostens erschossen, der in einem Gehöft vor dem Dorf eingerichtet war, den 21-jährigen Korporal Jules-André Peugeot. Er war der erste Kriegstote auf französischer Seite. Peugeot hatte sich den herangaloppierenden Preußen auf der Straße mit gezogener Waffe entgegen gestellt. Ein anderer französischer Soldat feuerte hinter Mayer her, dieser fiel nach etwa 200 Metern tot vom Pferd, das reiterlos ins Dorf raste. Mayers Kameraden flohen, einige gerieten später in Gefangenschaft. Mayer war durch Strohhalmziehen zum Anführer dieser fatalen Mission bestimmt worden. Zu einem Kameraden sagte er vor dem Aufbruch: „Glauben Sie mir, ich werde nie zurückkommen, denn man dringt nicht ungestraft in französisches Territorium ein.“ Jules-André Peugeot schrieb am Morgen des 2. August in einem Brief an seine Eltern: "Ich umarme Euch alle ganz fest. Noch ist nichts Schlimmes passiert. Macht Euch keine Sorgen. Bis bald, davon bin ich überzeugt. Euer Sohn, A. Peugeot“. Noch waren die Gemüter nicht abgestumpft, die Bilder noch nicht zu groß und zu schrecklich, die über 17 Millionen, die an diesem Krieg sterben sollten, noch am Leben, als sich dieses Drama in der sundgauischen Provinz abspielte. Und so berichtet der Dorfarzt Dr. Bonnette, wie die französische Bevölkerung beide Toten mit Respekt behandelte: „Die zwei Opfer wurden wegtransportiert und in der Scheune Kremer mitten in Joncherey auf Stroh gebettet, wo sie Seite an Seite, versöhnt im Frieden und in der Stille des Todes einige Stunden verbrachten“. Da bei Mayer ein katholisches Gebetbuch gefunden wurde, bat man den Pfarrer von Joncherey, die Beerdigung zu halten. Mayer wurde am 3. August mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Joncherey bestattet. 1920 wurden seine sterblichen Überreste nach Illfurth überführt, wo auf dem neuen Soldatenfriedhof insgesamt 2000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte fanden. Für André Peugeot gab es eine große Trauerzeremonie, später erhielt er ein Denkmal und wurde als Kriegsheld verehrt. Dem fünften Jägerregiment zu Ehren wurde in Müllheim am 30. September 1928 auf dem Luginsland das „Jägerhüsle“ als Denkmal eingeweiht. 107 Namen stehen auf der Bronzertafel für die Toten aus diesem Verband. Der erste gehört Albert Mayer.
Text von Dorothee Philipp
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79379 Müllheim im Markgräflerland